Migration

Auf der Flucht in die Sicherheit

Auf der Flucht in die Sicherheit

Replik auf „Auf der Flucht nach Deutschland“ (Dietrich Schröder/MOZ) http://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/1312194/

Unser Land ist nicht voll. Wer diese Botschaften verbreitet, schürt die Ablehnung vor Flüchtlingen und bereitet den Boden für Fremdenfeindlichkeit und Rassismus.

Das Leid eines Menschen, das ihn zur Flucht zwingt, ist für uns Deutsche mittlerweile unvorstellbar – zum Glück. Unser Land und unsere Gesellschaft ist stabil und wohlhabend, für so viele Menschen auf der Welt ein realitätsferner Traum. Unser Land kann und muss seine Möglichkeiten nutzen, flüchtenden Menschen den Schutz zu gewähren, den jeder Mensch auf dieser Welt verdient hat. Sich dabei hinter Zahlen zu verstecken, die so viele Entwicklungsländer schon nach den ersten Monaten eines Jahres überschreiten, ist unwürdig.

Weltweit befanden sich im Jahr 2013 mehr als 51,2 Millionen Menschen auf der Flucht, so schätzt der UNHCR. Davon mussten 16,7 Millionen Menschen ihr Land verlassen, um Hilfe bei ihren Nachbarn oder einem anderen Land zu suchen. 86% dieser Flüchtlinge, also mehr als 14 Millionen Menschen, haben Zuflucht in einem Entwicklungsland gefunden. Und selbst die ärmsten Länder dieser Welt haben 2,8 Millionen Menschen Asyl gewährt.

In Deutschland wurden im Jahr 2013 34.000 illegal eingereiste Menschen angezeigt und zeitgleich 127.023 Asylanträge gestellt. Pakistan hat im selben Zeitraum 1,6 Millionen Flüchtlinge aufgenommen, selbst die Türkei hat mit fast 610.000 Menschen die deutschen Zahlen vervierfacht. Wenn denn Deutschland so viele Flüchtlinge pro Einwohner wie Libanon aufnehmen würde, dann wären das 18,5 Millionen Flüchtlinge – dies wäre dann eine massive Belastung.

Dass ein Grenzstaat wie Griechenland, der unter einer extremen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Krise leidet, als „sicheres Asylland“ angesehen wird und dass Flüchtlinge dorthin „zurückgeschickt“ werden sollen, zeigt den Irrsinn der derzeitigen europäischen Asylpolitik. Anstatt die Bürgerinnen und Bürger an der Außengrenze Europas mit den Flüchtlingen alleine zu lassen bedarf es selbstverständlich eines funktionierenden europäischen Asylsystems. Das würde jedoch ganz bestimmt keine Abnahme der Flüchtlinge in Deutschland bedeuten, denn hier stehen wir mit 3,5 Asylsuchenden auf 1000 Einwohner im europäischen Vergleich auf einem schwachen neunten Platz – noch hinter weitaus kleineren Ländern wie Malta, Österreich, Luxemburg, Ungarn, Belgien und anderen. Eine erfolgreiche europäische Asylpolitik           besteht aus Solidarität zwischen den Mitgliedsstaaten bei der Aufnahme von Flüchtlingen und einer ausgeglichenen und europaweiten Harmonisierung der Asylpolitik unter Einhaltung der Menschen- und Grundrechte.

Deutschland ist ein offenes Land, in dem weder Fremdenfeindlichkeit noch Rassismus Platz haben. Unser Land hat genug Kraft und Möglichkeiten, um vielen Flüchtlingen eine sichere Zuflucht zu ermöglichen. Diese Flüchtlinge sollen nicht nur aufgenommen, sondern auch willkommen sein.

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