Braunkohle

Wie kommen Eisenocker und Sulfat in die Gewässer?

Für den Braunkohlebergbau in der Lausitz ist eine massive Grundwasserabsenkung erforderlich, damit die Abbaugruben nicht geflutet werden. Der Grundwasserspiegel muss bis zu einer Tiefe von 100 Metern unter der Geländeoberkante abgesenkt werden. Durch die Grundwasserabsenkung kommt das im Untergrund vorhandene Mineral Pyrit (FeS2, auch Schwefelkies oder Katzengold genannt) mit Sauerstoff in Kontakt. In Folge der Stilllegung von Tagebauen und Einstellung der Sümpfungsmaßnahmen wird das Pyrit vom aufsteigenden Grundwassers umspült. Der Kontakt mit Sauerstoff und Wasser setzt einen Verwitterungsprozess in Gang, der zur Entstehung von gelöstem Eisen, Sulfat und zur Entstehung von Säure führt. Mit dem Grundwasserwiederanstieg werden die Verwitterungsprodukte ausgewaschen und gelangen in die Gewässer der Lausitz bzw. in die Spree. Weitere Einträge erfolgen über Sickerwasser der Abraumablagerungen innerhalb und außerhalb der Tagebaue sowie durch Direkteinleitungen infolge der Tagebauentwässerung. Das gelöste Eisen flockt anschließend in den neutralen Gewässern in Form von Eisenhydroxid (sogenanntes Eisenocker) aus. Es setzt sich je nach Fließgeschwindigkeit und Verweildauer als Eisenhydroxidschlamm am Gewässergrund ab. Bei Hochwassersituationen kann dieser aufgeschwemmt und weiterverfrachtet werden. Die natürliche Belastung der Lausitzer Gewässer mit Eisenhydroxid liegt bei 1 bis 2 mg/l. Bei höheren Konzentationen kann die Belastung durch eine Braunfärbung optisch wahrgenommen werden.

Die Einleitung eisenhaltigen Wassers in die Gewässer kann infolge toxischer Wirkungen zur direkten Verarmung der Fauna sowie zur Beeinflussung der Flora im Gewässer führen. Beispielsweise können Konzentrationen von 2 bis 3 mg/l an gelöstem zweiwertigem Eisen zu einem Komplettausfall der Fischbrut führen. Starke Konzentrationen an Eisenflocken können die Kiemen der Fische verkleben. Ablagerungen von Eisenhydroxidschlamm am Gewässergrund führen zum Absterben von Bodenlebewesen und Wasserpflanzen, was sich wiederum auf die nachfolgende Nahrungskette auswirkt. Auch eine zu starke Versauerung ist tödlich für die meisten Tiere und Pflanzen in den Gewässern.

Das aus der Pyritoxidation gebildete Sulfat wird nach Stillegung der Tagebaue ebenfalls mit dem wieder aufsteigenden Grundwasser ausgewaschen und in die neu entstandenen Seen bzw. in die Spree transportiert. Auch aus den Kippen des aktiven Bergbaus in Sachsen und Brandenburg gelangen hohe Sulfatmengen in die Spree. Sulfat ist für Pflanzen und Tiere weniger problematisch, gefährdet mittelfristig über die Spree aber die Trinkwassergewinnung der Hauptstadt Berlin. Der Grenzwert von Sulfat im Trinkwasser beträgt 250 mg/l. Sulfat ist sehr reaktionsträge und wird im Fließgewässer sehr weit verfrachtet. Beim längerfristigen Genuss von sehr sulfatreichem Wasser können Störungen im Verdauungssystem des Menschen auftreten. Weiterhin kann Sulfat vor allem ältere Betonbauwerke, wie z.B. Brücken, schädigen. Höhere Sulfatgehalte können zudem zu verstärktem Algenwachstum in Seen führen, die von der Spree durchflossen werden und somit bisherige Renaturierungserfolge zunichtemachen. 

Weiterführende Informationen:

Gutachten :

https://www.lmbv.de/index.php/lmbv-studien-braune-spree.html

Vorträge und Hintergrundinformationen:

http://klare-spree.de/de/informationen-zur-verockerung/allgemeine-informationen.html

 Antwort der Brandenburger Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Brandenburger Landtag:

http://www.gruene-fraktion-brandenburg.de/im-parlament/kleine-anfragen/veraenderte-gewaesserqualitaet-durch-braunkohletagebaue/?L=0

Aktuelle Antworten der LMBV zur Verockerung der Spree:

https://www.lmbv.de/index.php/nachricht/aktuelle-antworten-der-lmbv-auf-fragen-der-frankfurter-allgemeinen-zeitung-zur-verockerung-der-spree-616eac81.html

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