Meeresschutz und Fischerei

Wir brauchen mehr Fische in den Meeren!

Über 80% der Fischbestände im Mittelmeer und fast 40% im Atlantik sind überfischt und Klimawandel sowie Umweltverschmutzung haben einen schwerwiegenden Einfluss auf marine Biodiversität. Wir brauchen ehrgeizige Maßnahmen für unsere Meere!

Warum brauchen wir mehr Fische in den Meeren der EU?

In der Europäischen Union werden die Fischereiflotten seit fast 50 Jahren durch die Gemeinsame Fischereipolitik (GFP) verwaltet. Ab Mitte der 1990er Jahre begannen die Fischpopulationen jedoch stark zu schrumpfen und der Trend zur Überfischung wurde alarmierend. Daraufhin begann die GFP schrittweise, Nachhaltigkeit als Ziel zu integrieren und legte im Jahr 2013 Ziele fest, um die Fischpopulationen auf einem nachhaltigen Niveau zu halten.

Trotz einiger Fortschritte in den letzten zehn Jahren befinden sich die meisten Fischereiressourcen und Meeresökosysteme heute in einem schlechten Zustand. Die Dezimierung der Fischbestände hat nicht nur große Auswirkungen auf die marine Biodiversität, sondern auch auf die Zukunft der Fischer*innen und der Fischerei, deren Einkommen von diesen Ressourcen abhängt.

Es besteht ein dringender Bedarf an ehrgeizigeren Maßnahmen, die der Gesellschaft und der Natur in der EU insgesamt zugute kommen würden.

 

Die EU hat ihre Ziele nicht erreicht

2020 sollte das Jahr der Biodiversität auf internationaler Ebene werden. Es sollte auch das Jahr sein, in dem ein guter Umweltzustand der EU-Meere erreicht werden sollte und in dem alle Fischbestände auf nachhaltigem Niveau genutzt werden sollten. Diese Ziele sind Teil der europäischen Gesetzgebung, aber die Maßnahmen der EU wurden durch kurzfristige Interessen und mangelnde Fortschritte bei der Umsetzung ausgebremst.

 

Die Situation der EU-Meere ist düster

In den letzten Jahrzehnten gab es einige Verbesserungen für die Fischpopulationen im Atlantik, und die GFP beginnt, Früchte zu tragen. Wissenschaftler*innen schätzen, dass etwa 38% der bewerteten Bestände überfischt sind.

Sehr besorgniserregend ist die Situation jedoch im Mittelmeer, wo mehr als 80 % der Fischbestände überfischt sind. Man muss dabei bedenken, dass diese Zahlen Art für Art berechnet werden, ohne die Meeresökosysteme in ihrer Gesamtheit zu berücksichtigen, und nur in Fällen, in denen die entsprechenden wissenschaftlichen Bewertungen vorliegen.

Der Europäische Rechnungshof hat diesen Trend bestätigt: Die Maßnahmen der EU im letzten Jahrzehnt waren unzureichend für die Erholung der marinen Ökosysteme und Lebensräume. Generell ist das Ausmaß der Verschmutzung alarmierend und der Klimawandel hat zunehmende Auswirkungen auf unsere Ozeane.

 

Was können wir tun, um Fischpopulationen und die biologische Vielfalt der Meere zu schützen?

Die gute Nachricht ist, dass wir, wenn wir jetzt handeln, diese Zukunft ändern und gesunde Ozeane haben können, so die Meinung einiger Wissenschaftler*innen. Die EU sollte daher der Überfischung ein Ende setzen.

Das beginnt mit der vollständigen Umsetzung der GFP-Reform von 2013, also mit dem Festlegen von Fangquoten im Einklang mit Nachhaltigkeitskriterien für alle Bestände in allen EU-Meeren. Wir müssen das Wissen über unsere Bestände ausbauen und sicherstellen, dass genügend Ressourcen für die Untersuchung aller Fischpopulationen und der Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Arten und den Meeresökosystemen, in denen sie leben, bereitgestellt werden. Dies ist der Schlüssel zur Umsetzung eines ökosystemischen Ansatzes in der Fischereipolitik. Wir müssen auch den Einsatz der destruktivsten Fangmethoden einschränken, wie z. B. alle Fanggeräte, die mit dem Meeresboden in Berührung kommen, und die so genannten Fischsammelgeräte, die nachweislich sehr negative Auswirkungen auf die Meeresumwelt haben.

Um die biologische Vielfalt der Meere tatsächlich zu schützen, sollte die EU ein effektives Netzwerk von Meeresschutzgebieten einrichten, das 30 % der EU-Gewässer mit echten Managementplänen abdeckt und für mindestens 10 % der EU-Gewässer ein hohes Schutzniveau vorsieht, d. h. Gebiete, in denen alle Fänge und wirtschaftlichen Aktivitäten verboten sind. Nach Angaben der Europäischen Umweltagentur (EEA) sind heute weniger als 1 % der europäischen Meeresschutzgebiete vollständig geschützt und integrieren Fischereiverbote als Teil ihrer Managementmaßnahmen. Es ist an der Zeit, dass die EU den sogenannten „paper parks" ein Ende setzt. Das 30%-Ziel ist Greenwashing, wenn in diesen Gebieten keine Maßnahmen, wie z.B. Verbote von destruktiven Fangmethoden oder anderen wirtschaftlichen Aktivitäten ergriffen werden.

In diesem Jahr hat die Europäische Kommission im Rahmen des EU-Green Deals die EU-Biodiversitätsstrategie 2030 verabschiedet: ein umfassender Fahrplan mit ehrgeizigen Zielen wie z. B. 10 % hochgradig geschützte Gebiete. Die ehrgeizigen Ziele der Biodiversitätsstrategie 2030 müssen in der EU-Gesetzgebung verankert und vollständig umgesetzt werden. Konservative Kräfte versuchen, dies wieder rückgängig zu machen.